Wissenswertes zur Männergesundheit und der urologisch – andrologischen Praxis !

Wieso Männergesundheit?

Die Urologie beschäftigt sich mit den harnbildenden und harnableitenden Organen:  Also mit der Niere, den Harnleitern sowie der Harnblase & Harnröhre bei Frau und Mann, während die Andrologie sich mit den Fortpflanzungsorganen des Mannes (Samenblasen, Prostata, Samenleiter, Hoden, Nebenhoden, Penis) und ihren Erkrankungen befasst. Die Andrologie (Männerheilkunde) ist also eigentlich das Pendant zur Gynäkologie, der Frauenheilkunde.

Der Androloge (=Männerarzt) wirkt als Teil eines Männergesundheitsnetzwerks, also in Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten, wie Internisten, Chirurgen oder Orthopäden – vergleichsweise wie eben der Gynäkologe nicht den Blutdruck seiner Patientin einstellt oder ihre Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) behandelt. Die Beschäftigung mit der Abklärung z.B. eines unerfüllten Kinderwunsches, eines Hormonmangels oder Erektionsproblemen stellt den Andrologen ins Zentrum eines solchen Gesundheitsversorgungsnetzes für den Mann.

Seit gut 100 Jahren leben wir mit einem Paradoxon: Einerseits hatten wir bis in die 1980-er Jahre eine androzentrische Medizin, d.h. im Mittelpunkt der medizinischen Forschung stand stets der Mann, die Frau wurde einfach in gleicher Form, Art und Weise ebenso behandelt – als eine Normvariante. Trotzdem haben wir akzeptiert, dass Männer statistisch gesehen, um 6 bis 7 Jahre früher sterben. Die Männergesundheit und ihre Erforschung sollen helfen, diesen Unterschied zu verringern und die Lebensspanne auch für den Mann zu verlängern. Mehr dazu können Sie auch auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (ÖGMuG) erfahren. 

Ab wann geht Mann zum Urologen bzw. Andrologen?

Das Aufgabengebiet des Uro-/Andrologen (Männerarzt) spannt sich über den gesamten Lebenslauf eines Mannes. Sei es die Phimose (Vorhautverengung), das Bettnässen oder ein Hodenhochstand, unsere Verantwortung für die Gesundheit des Mannes beginnt schon bei der Geburt. Aber auch jede andere Veränderung am äußeren Genitale, wie vermehrte Flüssigkeit im Hodensack (Hydrozele), Krampfadern am Samenstrang (Varikozele) oder eine hart-höckerige Veränderung im Hoden (Hodentumor) sind Anlass, den Männerarzt aufzusuchen.

Apropos Kinderwunsch:

Unerfüllter Kinderwunsch besteht, wenn die Frau nach einem Jahr regelmäßigem Geschlechtsverkehrs ohne Verhütung nicht schwanger ist. Ca. 15 Prozent aller Paare in Mitteleuropa sind unfruchtbar. Die Ursachen liegen zu 35 % beim Mann, zu 45 % bei der Frau und zu 20 % bei beiden. Bei der Abklärung der Ursachen der männlichen Unfruchtbarkeit und bei ihrer Therapie hilft der Androloge. Grundlage der Abklärung sind eine Blutabnahme zur Bestimmung der Sexualhormone sowie ein Spermiogramm, das Auskunft über die Menge der Samenflüssigkeit, die Zahl der Spermien, ihre Beweglichkeit und Information über den Anteil der normal geformten Spermien gibt. Natürlich umfasst die Abklärung auch eine eingehende körperliche Untersuchung und eine Ultraschalluntersuchung der Hoden und Samenstränge.

Und später – nach abgeschlossener Familienplanung?

Die Kinder sind da ! Und die Familienplanung ist abgeschlossen. Nun entschließen sich immer mehr Männer eine Vasektomie, eine Unterbindung der Samenleiter, die zurzeit einzige, sichere Verhütung für den Mann durchführen zu lassen. Dieser Eingriff kann in meiner Praxis auch in Sedierung, d.h. neben der lokalen Betäubung erhält der Patient beruhigende Medikamente, oder in Allgemeinnarkose durchgeführt werden.

Stichwort: Prostatakrebs!

Ab dem 45. Lebensjahr wird Männern empfohlen den Urologen zur Früherkennung von Prostatakrebs aufzusuchen. Männer mit Verwandten ersten Grades (= Vater, Bruder), die bereits an diesem Karzinom erkrankt sind, sollten bereits mit dem 40. Lebensjahr beginnen, in regelmäßigen Abständen die Vorsorgeuntersuchung beginnen, da die familiäre Belastung zu den erwiesenen Risikofaktoren zählt.

Bei welchen Beschwerden sollte ich zum Urologen?

Ab dem 35. bis 40. Lebensjahr beginnt sich die Prostata zu verändern. Sie wird größer und die Muskelfasern, die sie beinhaltet, werden ebenso wie die Muskelfasern des Blasenschließmuskels steifer: Sie entspannen sich daher nicht mehr richtig. Aber auch die Harnblasenwand verändert sich altersbedingt, was zusätzlich durch z.B. eine Zuckerkrankheit verstärkt werden kann. Die Folgen sind:

  • häufiger Harndrang am Tag
  • ein zweites Mal innerhalb kurzer Zeit
  • auch in der Nacht zwingt der Harndrang den Mann auf ´s WC
  • das Gefühl, die Blase nicht ganz entleeren zu können
  • eine längere Dauer beim Wasserlassen
  • es dauert länger als üblich bis der Harnstrahl kommt („Startschwierigkeiten“)
  • der Harnstrahl ist  dünner und wird öfters unterbrochen (stotternde Miktion)
  • am Ende des Wasserlassen tröpfelt (oder tropft) es nach.

Der Androloge hilft, das männliche Klimaterium zu vermeiden & die Lebensqualität steigern!

Neben der Abklärung des Mannes bei einem unerfüllten Kinderwunsch, können beim Mann auch Beschwerden eines Hormonmangels auftreten, die eben sorgfältig abgeklärt werden sollten. Anders als bei der Frau, bei der ein Hormonmangel im Rahmen des Wechsels rasch eintritt, nimmt der Spiegel des männlichen Sexualhormons Testosteron, im Blut des Mannes, ab dem 40. Lebensjahr langsamer ab: circa 1.6% pro Jahr.

Die Symptome sind ähnlich: Müdigkeit, Lustlosigkeit (sowohl im Alltagsleben als auch bei Sex), Antriebslosigkeit mit abnehmendem Interesse an Sozialkontakten, Niedergeschlagenheit, Nachlassen der Muskelkraft oder des Kurzzeitgedächtnisses, Zunahme des Körperfetts und Abnahme der Muskelmasse, damit Änderung des Körpererscheinungsbildes, Hitzewallungen und Schweißausbrüche kennzeichnen das Absinken der Sexualhormone deutlich.

Die 1994 publizierte Studie „Massachusetts Male Aging Study“ hat gezeigt, dass 52% aller Männer zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr über Erektionsprobleme unterschiedlichen Ausmaßes klagen. Das geht von Nachlassen der Festigkeit, über vorzeitigem Erektionsverlust bis hin zum kompletten Mangel an Erektion. Die Einführung des Wirkstoffes Sildenafil (Viagra) hat dazu geführt, dass die Diskussion über die ED = Erektile Dysfunktion (auch als Potenzprobleme bezeichnet) nun entkrampfter geführt wird, und diesbezügliche Beschwerden vom Betroffenen beim Arzt leichter angesprochen werden. Denn die ED spielt nicht nur für das Wohlbefinden (laut Weltgesundheitsorganisation ist erfüllender Sex Teil der Gesundheitsdefinition) oder das Selbstverständnis des Mannes eine Rolle, sondern sie dient auch als eine Art Frühwarnsystem für zum Teil schwerwiegendere Erkrankungen wie Gefäßerkrankungen (Atherosklerose = Arterienverkalkung), Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit. Ein Ignorieren der Probleme kann tödlich sein. Studien haben gezeigt, dass Männer mit einer ED ein deutlich höheres Risiko haben, innerhalb von zehn Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden als ihre Altersgenossen ohne ED (Schlagwort: Der Penis als Antenne des Herzens!)

Welche Vorbereitungen treffe ich für meinen Besuch beim Urologen/Andrologen?

Hilfreich ist eine  Zusammenfassung der medizinischen Vorgeschichte , also einer kurzen Aufzeichnung über bereits durchgeführte  Operationen sowie Bekanntgabe der Medikamente regelmäßig eingenommen werden. Allergien sollten ebenfalls bekanntgegeben werden beim Erstgespräch  (z.B. Penicillin, Kontrastmittel, Pflaster). Auf unserer Homepage finden Sie Fragebögen zu den Themen –  Prostatabeschwerden (IPSS = International Prostatic Symptoms Score) und Erektionsproblemen (IIEF = International Index of Erectile Function). Das Ausfüllen und Beantworten der Fragen hilft bei der Beantwortung im persönlichen Gespräch.

Sollten aktuelle Laborbefunde mit Blutzucker, Blutfetten, Leberfunktionswerten, PSA (prostataspezifisches Antigen), Kreatinin (Nierenfunktion) sowie Harnsäure vorliegen, bitte nehmen Sie diese einfach mit.  Und auch der letzte Befund des Facharztes für Innere Medizin (von der letzten Gesundenuntersuchung) mit Belastungs-EKG ist meist sehr hilfreich zur Diagnosestellung.

Was passiert nun in der urologisch-andrologischen Praxis?

Vor der Erhebung der Beschwerden erfolgt die Harnuntersuchung, danach die Ultraschalluntersuchungen der Nieren, des Unterbauchs mit der Prostata und des äußeren Genitales. Bei Bedarf kann die Stärke des Harnstrahls mittels Harnflussmessung (Uroflowmetrie) gemessen werden. Diese Untersuchung gibt Auskunft, wie weit die Harnröhre durch die vergrößerte Prostata oder Strikturen eingeengt ist. Nach der Ultraschalluntersuchung folgt die klinische Untersuchung mit Abtasten des äußeren Genitales und der Prostata.